Passau,

Unwetter in Passau zerstört kritische Infrastruktur – THW gefordert

Räumen - Pumpen - Brückenbau

Schwere, lokal begrenzte Unwetter haben am Samstag, 23. Juli gegen 22 Uhr, auch Teile von Passau getroffen, besonders die Stadtteile Innstadt, Grubweg und Ilzstadt. In der Innstadt schwoll der normalerweise kleine Haibach in minutenschnelle meterhoch an und riss Unmengen von Kies, Sand und Schlamm sowie Autos und Bäume mit sich. Eine Pension, mehrere Wohnhäuser und ein Urlauberparkplatz wurden überflutet.

Kurz vor Mitternacht wurde das THW Passau alarmiert. Einsatzauftrag war zunächst die Unterstützung der FF Passau und des Bauhofs der Stadt Passau bei der Beseitigung von Schlamm. Um dies bewerkstelligen zu können, wurde vom THW Deggendorf die Fachgruppe Räumen mit Radlader angefordert.

Nach und nach wurde das Ausmaß des Unwetters sichtbar, so dass die Fachgruppe Wasserschaden-Pumpen des OV Passau den Auftrag erhielt, einige Keller in der Innstadt auszupumpen.

Beides dauerte bis in die frü- hen Morgenstunden des Sonntags. Bereits in der Nacht zum Sonntag wurde vom örtlichen Bauhof festgestellt, dass die einzige Brücke nach Bayerisch Haibach zerstört worden war. 30 bis 40 Häuser konnten nicht mehr mit Fahrzeugen erreicht werden und waren von lebenswichtiger Infrastruktur (Wasser, Gas, Strom) abgeschnitten, da Leitungen unter der Brücke verliefen und in Mitleidenschaft gezogen worden waren.

Diese nicht mehr nutzbare Brücke bildete dann auch den Einsatzschwerpunkt für das THW zwischen Sonntag und Dienstag.

In den frühen Morgenstunden des Sonntags machte sich der Zugtrupp des OV Passau zusammen mit dem Bauhof und anderen städtischen Einrichtungen ein Bild der Lage. Einerseits war es erforderlich, den Haibach an der Stelle der Brücke zu beräumen, andererseits stellte sich die Herausforderung, das abgeschnittene Bayerisch Haibachwieder mit Fahrzeugen zugänglich zu machen. Die Brücke war derart stark beschädigt, dass eine kurzfristige Instandsetzung keine Option darstellte.

Die Beräumung des Haibachs - deren Notwendigkeit die Fotos zeigen - wurde am Sonntag gegen 9 Uhr durch den Ortsverband Passau mit dem Kran der Fachgruppe Wassergefahren begonnen. Der THW- Ortsverband Deggendorf unterstützte. Allerdings mussten kurz nach Beginn die Arbeiten bereits wieder eingestellt werden, da zwei 20 kVA Stromkabel sowie eine Gasleitung freigelegt wurden. Nachdem die Stadtwerke Passau Strom und Gas abgeschaltet hatten, ging es weiter. Zunächst musste ein Transporter mitsamt Carport entfernt werden, danach Bäume und sonstiger Unrat. Unter der Brücke war noch ein Smart verkeilt, der aussah wie aus einer Schrottpresse. Der Abtransport erfolgte für die KFZ mit Abschleppwagen, der Rest mit THW-Kippern auf einen nahegelegenen Zwischenlagerplatz.

In Abstimmung mit der Stadt Passau wurde beschlossen, durch das THW prüfen zu lassen, ob der Bau einer Behelfsbrücke möglich ist. Daher wurde in Abstimmung mit dem THW-Landesverband Bayern ein Vorauskommando von vier Brückenbauspezialisten der Fachgruppe Brückenbau des THW-Ortsverbandes Freising nach Passau in das Schadensgebiet entsandt. Gegen Mittag des 24. Juli wurde von der örtlichen Einsatzleitung und der Stadt Passau der Einsatzauftrag für den Bau einer Behelfsbrücke Typ Bailey gegeben.

Noch am Sonntag wurden im OV Freising ca. 60 t notwendiges Behelfsbrückengerät und Material für einen mehrtägigen Einsatz in Passau verladen.

Währenddessen stellte sich in Passau-Innstadt heraus, dass eine Instandsetzung der beschädigten Wasserleitung längere Zeit in Anspruch nehmen würde, da für Bayerisch Haibach provisorisch eine neue Wasserleitung durch die Stadtwerke Passau notwendig war. Nun galt es, die betroenen Anwohner sowohl mit Trink- als auch Brauchwasser zu versorgen. Gerade für die durch die Zerstörung der Brücke abgeschnittenen Häuser stellte dies eine Herausforderung dar, wegen der Anlieferung über unwegsames Gelände. Diese Aufgabe wurde an das THW übertragen. Mit dem Radlader der Fachgruppe Räumen wurden Paletten mit Trinkwasser in Flaschen sowie Behälter mit Brauchwasser an zentrale Stellen gebracht und laufend nachgefüllt.

Da die provisorische Wasserleitung über den Haibach verlaufen musste und die zerstörte Brücke dafür nicht verwendet werden konnte, baute das THW kurzerhand einen EGS Steg (aus dem Einsatz-Gerüst-System) mit einer erforderlichen Spannweite von ca. 7 Metern über den Haibach. Darauf wurde dann von den Stadtwerken Passau die provisorische Wasserleitung, später auch Gas verlegt.

Am Montag gegen 8 Uhr traf die Fachgruppe Brückenbau aus Freising mit 24 Helfern in der Unterkunft des OV Passau ein. Gemeinsam mit einem Vorauskommando wurde die Einsatzstelle erkundet und nach und nach Brückenbaugerät und Material an die Einsatzstelle geführt.

Um die erforderliche Manpower für die Brückenbauarbeiten sicherzustellen, wurden die THW-Ortsverbände Passau und Freising durch Kameraden aus Deggendorf, Regen und Vilshofen tatkräftig unterstützt.

Im Laufe des Tages wurden die Brückenauager errichtet und die Rollenbahn für den Brückenvorschub eingerichtet. Die Brückenfelder wurden auf Grund räumlich beengter Verhältnisse parallel auf einer freien Fläche vormontiert. Der Aufbau des Vorbauschnabels (einer stählernen Konstruktion, die beim Brückenbau verwendet wird) musste kurz nach 18 Uhr für ca. 30 Minuten unterbrochen werden, da erneut heftiger Starkregen das Arbeiten unmöglich machte und die Straßen zentimeterhoch unter Wasser setze. Gegen 22 Uhr wurde Tag 1 des Brückenbaus beendet.

Am nächsten Tag um 7.30 Uhr wurden die Arbeiten an der Behelfsbrücke - ca. 22 m Länge und ein Eigengewicht von etwa 30 t - fortgesetzt. Mit dem Gabelstapler wurden die fertig montierten Brückenteile unter einer stillgelegten Eisenbahnbrücke hindurch an die Einsatzstelle geliefert. Von dort wurden sie mit dem Freisinger Kran in Maßarbeit ans Ende der Brücke gehoben und verbolzt. Nach jedem Teil wurde die Brücke Stück für Stück über den Haibach geschoben, bis sie vorsichtig vor den vorbereiteten Brückenlagern abgelegt werden konnte.

Nun folgte noch die Montage der Längsträger, darauf die Fahrbahnträger und der Verschleißbelag.

Am Dienstag gegen 20.30 Uhr war die Brücke aus Sicht des THW fertiggestellt und der Einsatz beendet. Nun musste noch durch den Bauhof auf beiden Seiten der Brücke eine Rampe gebaut werden, um den Anwohnern endlich die Anbindung an die Außenwelt mit Fahrzeugen zu ermöglichen.

Erneut erwies sich, wie gut und schnell die überörtliche Zusammenarbeit und das Fachgruppenkonzept des THW funktionieren. Der THW-Ortsverband Passau erhielt Unterstützung aus den THW-Ortsverbänden Deggendorf, Freising, Regen und Vilshofen sowie von der THW-Geschäftsstelle Straubing. In nur drei Tagen nach dem Unwetter war eine Brücke gebaut worden.

Für die Anwohner dauern die Aufräumarbeiten sicherlich noch längere Zeit an, was umso tragischer ist, da einige bereits beim Hochwasser 2013 betroffen und sie gerade mit den Renovierungsarbeiten fertig geworden waren. Ob die beschädigte Brücke instand gesetzt werden kann oder neu gebaut werden muss, ist bisher nicht bekannt.


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